Ein Drehorgelfestival mit ganz vielen Superlativen - das erwartet die Besucher des Hollywood- und Safariparks Stuckenbrock am letzten Juli-Wochenende. Mehr als 50 Leierkastenmännern und -frauen spielen dort am 28. und 29. Juli. Damit ist das musikalische Treffen „inzwischen das größte in Deutschland“, so Organisator Ferdi Bischoff (60) aus Duisburg.
Und es ist eines der ganz wenigen, bei dem die gesamte Palette der Leierkästen zu sehen und zu hören ist, denn „Orgel ist noch lange nicht gleich Orgel“, so Bischoff. Ganz alte Walzenorgeln und Lochband-Orgeln sind dabei. Und bei den neuesten Modellen spielt inzwischen oft die Computertechnik die erste Geige: Der Mikrochip macht die Musik.
Als Highlight beim Stell-dich-ein der Orgler rollen gleich drei große, wunderschön restaurierte Kirmesorgeln in diesem Jahr in den aufgrund seiner Zucherfolge als Zoo anerkannten Hollywood- und Safaripark ein.
Aus ganz Deutschland reisen die Musikanten an: Von Norddeich an der Küste bis Weingarten im Süden kommen die Leierkastenmänner- und frauen. Und längst stehen nicht mehr nur die alten Moritaten auf dem Programm.
Ferdi Bischoff und seine Drehorgelorchester haben in diesem Jahr erstmals zwei Abba-Titel für ihre Orgeln arrangiert: „Dancing Queen“ und „Money, Money“. „Eine Tüftelei. Irrsinnig schwierig", sagt Bischoff, denn eigentlich können die Drehorgeln nur die Noten spielen, die im „richtigen“ Orchester von der Violine oder der Trompete zu hören sind.
Da ist das Arrangement von Schlagern schon einfacher: „Ein Stern, der deinen Namen trägt“ oder „Wenn nicht jetzt, wann dann“ gehören bei Bischoffs Orchester ebenfalls zum Programm. Und das umfasst inzwischen insgesamt mehr als 1000 Titel!
Aber natürlich kommen auch die Fans der echten, alten Leierkasten-Lieder auf ihre Kosten. Dafür sorgt schon die Moritaten-Gruppen aus Weingarten. „Die Vielfalt macht das Besondere dieser Veranstaltung aus“, sagt Ferdi Bischoff.
Ein Genuss für Ohren und Augen, denn die Orgeln sind einfach wunderschön anzuschauen.
Übrigens: wer immer schon mal selbst die Kurbel eines Leierkasten drehen wollte, der ist beim Festival im Safaripark Stuckenbrok und bei Ferdi Bischoff, dessen Orchester beim Restaurant Oriental spielt, genau richtig. Für ein bisschen Klimpergeld in der Sammelbüchse der Musikanten dürfen auch die Parkbesucher musizieren und mitspielen.
Und wen einmal das Drehorgel-Virus gepackt hat, den lässt es auch nicht wieder los. Das gilt für Jan Bischoff (6), den Enkel des Orchesterchefs und jüngsten Musikanten ebenso wie für Lydia Küchhold (85), die wieder aus Leipzig anreist - mit einer echten Rarität aus Italien, ihrer Orgel aus der Werkstatt der Familie Bacigalupo. Und dieses wunderschöne Stück ist mindestens noch 30 Jahre älter als seine Besitzerin.
Foto: Hollywood- und Safaripark Stuckenbrock